Es war morgens, halb eins, weil es klingelte, aber welches?
Media Control?, danke ich würde jetzt nicht möchten. Aber sie dürfe gerne raten wie viel Latten meinen Zaun noch zieren. -Wie jetze.
War ohnehin Zeit für'n Kaffee. Ich entnahm noch eben den Nachrichten, dass der Wind beabsichtigte zu drehen und begab mich auswärts. Den Schuhen auf der Treppe wich ich aus.
Die ganzen Gestalten wirkten unzufrieden, als wäre eine Heimsuchung nicht annähernd überwunden. Ihre Leiber, unrühmlich verpackt, wirkten auf mich, als hätte Poseidon Wundsekret. Mit derselben Aversion begegnete ich auch dem Kleinadel. Ich war auf Krawall aus, man konnte das sehr deutlich beobachten.
Ein schon eingangs unerwähnt gebliebener Zwischenfall raubte mir die letzte Ruhe. Vielleicht war es doch besser, den Bus zu nehmen. Ich stieg hinten ein, Geld war mir fremd. Auf dem vorletzten Sitz, vorgebend zu lesen, saß ein alter Mann. Sein gelber Bart zitterte vor Wut. Das war alles, ich setzte mich woanders hin, ich brauchte Ruhe. Und Schuhe, aber das stand auf einem anderen Blatt. Kacken musste ich eigentlich auch.
Kein Wunder, dass ich ablehnte. Viel zu früh morgens, sieben Euro die Stunde, immer dasselbe. Ich schlenderte lieber am Fluss. Zwei Spacken labern mich voll, sagt der eine: ... aber was soll's. Interessiert sich kein Schwanz für. Hatte ohnehin Kopfhörer auf. Irgend so ein Zeug; laut, schnell, dann wieder leise und langsam. Kaum auszuhalten jedoch nicht unerträglich. Es hätte nicht soweit kommen brauchen. Wären die Dinge in der Vergangenheit anders gelaufen, sähe die Gegenwart jetzt anders aus. Ich nahm einen Knüppel und schlug mir für den letzten Satz die Zähne ein, ich hatte es verdient.
Später, an der Kreuzung entschied ich mich umzukehren und landete wie immer zuhause. Den Rest kann man sich ja denken. Vielleicht findet sich bei all dem Stress mal ein Moment, darüber zu berichten. Kann ich mir aber nicht vorstellen.
Auf dem Treppenabsatz, welchen ich jüngst zu fegen vergaß, obgleich ich Woche hatte, stand ein schuhkartongroßes Paket in Packpapier. Meine Röntgenaugen versagten erwartungsgemäß, deshalb öffnete ich es von Hand. Die Freude war unbeschreiblich, mein Herz hämmerte gegen meine flusige Brust, auf meinen erglatzten Schläfen zeichneten sich Blutkanäle ab wie Adern, denn genau das waren sie: Adern.
In dem Paket befand sich etwas was ich bestellt hatte, irgend so ein Buch, oder was mit Stecker; ich weiß nicht mehr so genau. Wen zum Teufel ging das etwas an? Konnte man sich hier nicht mal in Ruhe was bestellen? Willst Du, lieber Leser mir vielleicht vorschreiben, mit welchen Bestellungen ich meine Freizeit verschwendete? Willst Du mir vielleicht auch sagen, was ich anklicken darf oder zu wessen Gunst das Getane sich am Ende wenden soll, ja? Soweit kommt's noch. Erst hier fett lesen, und dann auch noch frech werden! Na gut, in dem Paket war nicht viel drinne gewesen. Genauer gesagt war es eher ein Brief. Mehr eine Vorladung. Im Grunde war sie nicht mal für mich. Um ehrlich zu sein, hatte ich sie dem Nachbarn aus dem Briefkasten geklaut weil ich Geld suchte. Viel Geld. Er hatte eigentlich kommende Woche einen Termin beim Gericht . Er würde ihn aber nicht wahrnehmen so wie ich die Lage erkannte, denn ich erwog, meine Identität und Schandtat geheim zu halten. In den anderen Briefkästen war auch nichts; Werbung, Karten aus dem Sauerland, Einladungen zur Hochzeit, nichts besonderes. Ich erwärmte damit eine Dosensuppe, Fleisch kannte ich nur aus dem Fernsehen. Diese Kochprofis, die verlangten dass man Einkaufen ging. Dass man auf Bier und Zigaretten verzichtete, damit man sich etwas zubereiten konnte! Die hatten se doch nicht mehr alle, da war man ja fast schon gezwungen umzuschalten. Aber wohin? Die Dokus kannte ich alle und die Produkte brauchte ich zur Zeit nicht. Wenn ich sie nicht sogar schon hatte. Vom Staubmagnet bis hin zum Übergrößenvertuscher, die Nummern – was red ich – die Endziffern kannte ich auswendig. Entschied ich mich halt für die Reise in die Lüneburger Heide; 2 Personen, alles extra, aber mit wem? Die Olle vom Amt war die einzige Person, die mich ansah wenn sie mit mir sprach. Das konnte an der Akne Vulgaris gelegen haben, welche ich mein Eigen nannte. Möglicherweise sah sie das jetzt nicht so eng. Die anderen üblicherweise schon. Der eigentliche Hauptgrund für meine Lage war mein tatsächliches Erscheinungsbild: dieser widerwärtige Mundgeruch, gepaart mit den schmutzigen Füßen, dazu mein Bauch, wie er sich abzeichnete. Das nutzlose Gestammel über Zeiträume - Äonen gleich. Die schmierige Mütze mit dem kaputten Schirm, nur abgesetzt um mich am grindigen Kopf zu kratzen.
Meine rissigen Knöchel fegten über die Tastatur. Nichts war ihnen zu blöd. Benötigte ich einen Gehirnfurz, besorgte ich mir einen.
Was stand noch an? Ach ja, der Weltuntergang. Wie er im Fernsehen lief, von mir aus. Ich war ein Prophet. Ich lauschte dem Klang der Posaunen und erblickte Visionen der Zukunft, oft selbst erstaunt, welche Treffsicherheit meiner ersann. Meine Prognose: Fukushima bekommt man nicht in den Griff, Tschernobyl kommt wieder ins Gerede, die Bohrungen von deutschen Spezialspezialtechnikern im Gestein der Asse erweisen sich als völlig nutzlos, weil man nicht in 20 Jahren 200.000 teilweise beschädigte Fässer aus einem 700 Meter tiefen Loch holen könnte, ohne dabei massiv Rädioaktivität freizusetzen, noch dazu wenn alles gerade mit Wasser vollläuft. Die Rettungsaktion würde soviel Energie kosten, das man nur dafür neue Kraftwerke bräuchte um das zu erledigen. Angefangen bei der Herstellung der Maschinen für diese Aktion. Ahnt jemand, wie viel Energie ich benötige, um 1 Tonne Stahl herzustellen? Steht im Tabellenbuch. Kann sich jemand vorstellen, was ich tun muß, um Magnesium, Silizium, und dazu noch Alu zu gewinnen? Allein um die Technologie zu produzieren, die ich zur Leerung der Asse bräuchte, benötige ich tausend Hundertschaften, die ihr halbes Leben mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Meine Prognose: es ist schon zu spät. Da offensichtlich Deutschland das einzige Land ist, welches so blöd ist, sich mit Castorbehältern an die Öffentlichkeit zu begeben, um abertausende von Tonnen verschwinden zu lassen, in einem – man verzeihe meine rüde Ausdrucksweise – unzureichenden Milliardengrab, bezweifle ich zurecht, was all die anderen mehr als 400 AKW's landauswärts mit dem Zeug machen. Zumindest kenne ich kaum Nachrichten im deutschen Fernsehen, wo beschrieben wird, wie Kanada oder China ihre Castoren transportieren. Wie machen die das denn so und wo?
Ein einziger Castorbehälter kostet soviel wie die Ernährung einer Stadt, in welchem Zeitraum auch immer, und mir ist auch egal wo.
Der Zuwachs der Menschheit wird das beschleunigen, und nichts deutet darauf hin, dass es mir erspart bleibt, das zu bestätigt zu sehen. Aber was kann ich tun?, ich mein', ich jetze? Soll ich vielleicht zu Fuß zur Arbeit latschen, damit mein Rad nicht gebaut zu werden bräuchte? Soll ich in meinem eigenen Müll für alle Zeit nach Kupfer suchen, nur um überhaupt mal das Gefühl von Triumph zu erleben? Und was kann ich dafür, dass alles, was man sich ranschafft, so schnell kaputt geht?
Die Sache mit dem Locher ging mir nicht aus dem Kopf, dessen Schuppenflechte nur im Meerwasser Linderung erfuhr.
Ein Locher für 1 Euro bei McGeiz, seinerzeit. "Oh", dacht' ich, "ditte is ja billich". 3 lumpige Blätter wollte ich beim ersten Mal (auf einmal) lochen, da war er hin. Verbogen. 3! Gleich Tonne, sie stand direkt neben mir. Da wurden in Hamburg und Kiel ganze Schiffsladungen gelöscht; Container voll mit Lochern und Anspitzern, die hätte man eigentlich gleich nach der Produktion einschmelzen müssen, und so absurd das klingt: das wäre billiger gekommen und man hätte Energie gespart. Kauf dir einen guten Locher, und das nur einmal. Und leg ihn immer wieder zurück an die gleiche Stelle. Ich weiß, ich hätte den Locher zur Altmetallverwertung bringen müssen, zumal sie gleich nebenan war, denn unser Übungsraum war auf einem Schrottplatz, aber ich war einfach zu wütend. In diesem Moment zogen in meinem Kopf Ozeanfrachter wie Ameisen ihre Linien über die Weltmeere dahin; überall Flugzeuge mit Fracht, Lastenhubschrauber, alles voll Container. Fracht, die keiner braucht. Lochen die Chinesen ihre Schriftrollen mit den gleichen Geräten? Niemals. Damit locht niemand. Nicht für 1 Euro, nach der langen Reise.
Ich beschloss nichts mehr zu tun. Gar nichts. Vielleicht noch gerade die Arme hinter dem Kopf verschränken, mehr war nicht drinne. Nie wieder Lochen, alles abbestellen, Rechner wegschmeissen. Schränke auf, alles raus. Nur noch Hammer, Meißel, Stecknadel, Axt und Spaten. Zettel und'n Stift vielleicht noch, man wurde ja nicht jünger. Ich baute mir eine Zwille, gegen die Ratten. Ich baute mir einen Palisadenschutzwall aus den Bäumen meiner Nachbarschaft, ich hatte ja eine Axt. Ich grub ein Loch bis zum Wasser und war dadurch praktisch unabhängig. Mein Klo war der Zaun. Ich kreuzte Elstern mit meinen Hühnern und hatte nach einigen Versuchen eine Huhnster. Sie legte fortlaufend Eier und bestahl die Leute in meinem Viertel um ihr Geschmeide und 2€ Münzen. Schon bald nannte man mich nur noch den Großmeister, später den Erlöser, aber das würde jetzt zu lange dauern. Als Großmeister hatte ich schon genug um die Ohren. Dauernd klopften sie, und baten mich um die Erlaubnis bei sich Rasen mähen zu dürfen. Ich lehnte ab. Ständig brachte mir jemand Brennholz, man kam gar nicht zur Ruhe. Allein der Lärm, den sie beim Aufstapeln meiner Holzscheite in meinem Garten verursachten, unterbrach mich fast die Blätter der alten Weide durchzunummerieren. Ich hatte es gerne ordentlich. Die Farbe für die kleinen Nummern, die ich den Blättern mit einer Ameisenwimper auf die Unterseite malte, gewann ich aus einem Sud zerstoßener Feuerwanzen und Brennnesseljauche. Im Herbst sammelte ich stets all diese Blätter ein und legte sie der Reihe nach fein säuberlich zusammen. Jetzt war es zum Beispiel praktisch, das Nummern drauf waren, so gewann ich viel Zeit. Bevor sich jetzt wieder die Tierschützer beschweren; natürlich habe ich die Feuerwanzen vorher betäubt. Jede bekam eins übergezogen, mit einem Stecknadelkopf.
Bis die Tage
Samstag, 27. Dezember 2014
Superherri
Meine neue Tastatur Wenn man, so wie ich, eine neue Tastatur sein Eigen nennt; eine die so geil klackert, wie damals, dann ist man eigentl...
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Meine neue Tastatur Wenn man, so wie ich, eine neue Tastatur sein Eigen nennt; eine die so geil klackert, wie damals, dann ist man eigentl...
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Es war morgens, halb eins, weil es klingelte, aber welches? Media Control?, danke ich würde jetzt nicht möchten. Aber sie dürfe gerne raten...
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"Ja ja, ich bin auf der Hut", sagte ich und legte auf, vielmehr klappte ich das Teil zusammen. Stunden später geriet ich ins St...